Feuerwehr Lamme

Auszüge aus der Festschrift anlässlich des 50-jährigen Stiftungsfestes 1924


Die Freiwillige Feuerwehr Lamme wurde am 19. März 1874 gegründet und sofort traten 40 Mann derselben bei.

Im Jahre 1886 musste der erste Hauptmann wegen eines Augenleidens ausscheiden. An seine Stelle wurde Kothsaß Heinrich Otte zum Hauptmann gewählt, der diesen Posten bis zum Jahre 1922 zur größten Zufriedenheit verwaltet hat. Wegen vorgerücktem Alter musste er sein Amt allerdings abgeben. Die bald nach Gründung angeschaffte Spritze wurde von der Gemeinde für 800 Taler gekauft, ebenso wurden die ersten Uniformen von der Gemeinde beschafft. Das 10-jährige Stiftungsfest wurde im Sommer 1884 durch ein größeres Vergnügen gefeiert.1899 konnte das 25-jährige Stiftungsfest gefeiert werden. Zu diesem Fest erhielt die Feuerwehr neue Uniformen. Im Jahre 1914 feierte dann die Wehr ihr 40-jähriges Stiftungsfest, wo wiederum neue Uniformen beschafft wurden.

Durch den Weltkrieg wurde die Wehr stark geschwächt, so dass kaum die Hälfte blieb. Die meisten Kameraden sind glücklich heimgekehrt, doch einige blieben im Feindesland. Die Hilfe der Wehr in den verflossenen 50 Jahren ist oft in Anspruch genommen worden, so zweimal in Braunschweig, einmal in Bortfeld, wo bei einem Großfeuer 7 Häuser niederbrannten, außerdem noch einmal in Sonnenberg, dreimal in Ölper, viermal in Lehndorf, einmal in Denstorf, einmal in Völkenrode, einmal im Klein Gleidingen, einmal in Vechelade, einmal am Raffturm, einmal in Wahle und viermal im eigenen Dorfe.


 

Auszüge aus der Festschrift anlässlich des 75-jährigen Jubiläums 1949


Aus der Geschichte der freiwilligen Feuerwehr Lamme.

von Oberbrandmeister Erich Rautmann


Wenn in folgenden Ausführungen der Versuch gemacht wird, eine geschichtliche Entwicklung der freiwilligen Feuerwehr Lamme zu geben, so sei ausdrücklich betont, daß es sich im Hinblick auf die zur Verfügung stehenden zum Teil dürftigen Unterlagen, sowie mit Rücksicht auf den begrenzten Raum nur darum handeln kann, die Gründung und die Tätigkeit der Wehr nur in großen Zügen zu schildern.


Von den Gründern und Führern unserer Wehr


Am 19. März 1874 fanden sich 40 treue deutsche, beherzte Männer aus Lamme zusammen, die unter Leitung des Ackermanns Heinrich Denecke die "freiwillige Feuerwehr Lamme" gründeten. Als Hauptmann wurde Heinrich Denecke gewählt. Ihm zur Seite stand als stellvertretender Hauptmann Ziegeleiarbeiter Jürgen Otte. Als erster Zugführer wurde Halbspänner Zacharias Balke, 2. Zugführer Stellmachermeister Heinrich Heinecke, bestimmt. Das Amt des 1. Spritzenmeisters hat der Großkotsaß Fritz Denecke inne, während der Großkotsaß Heinrich Behrens als 2. Spritzenmeister tätig war. Schmiedemeister Fritz Bosse war Obersteiger, sein Stellvertreter war der Arbeiter Heinrich Liekefett. Das Hornistenamt übte der Arbeiter Heinrich Pape aus.

Als im Jahre 1886 der erste Hauptmann Denecke wegen seines Augenleidens sein Amt zur Verfügung stellen mußte, wurde der Kotsaß Heinrich Otte zu seinem Nachfolger gewählt. 36 lange Jahre hat H. Otte sein verantwortungsvolles Amt zu aller Zufriedenheit verwaltet, bis 1922 Heinrich Winkler an seine Stelle trat. der bis zum Jahre 1931 den Hauptmannsposten gewissenhaft versah. Sein Nachfolger wurde Heinrich Ehlers, der bist zu seiner im Jahre 1937 erfolgten Übersiedlung nach Braunschweig diesen verantwortungsvollen Posten pflichtbewußt ausübte und nunmehr der Schreiber dieser Zeilen - am 21.4.1937 mit der Leitung der freiwilligen Feuerwehr Lamme als Oberbrandmeister beauftragt wurde und dieses Amt bis zum heutigen Tag inne hat.


Von der Tätigkeit und den besonderen Ereignissen unserer Wehr.


In den ersten 50 Jahren des Bestehens wurde unserer Wehr oft mehr, oft weniger in Anspruch genommen. So war unsere Hilfe im Laufe dieser Jahre nötig: im eigenen Orte, wie auch im Nachbarorte Lehndorf  je 4 mal, in Ölper 3 mal und je einmal in Sonnenberg, Denstorf, Völkenrode, Kl.-Gleidingen, Vechelade, Raffturm und in Wahle.

Da über die letzten 25 Jahre durch Führung eines Protokollbuches genaue Unterlagen vorliegen, möge über diesen Zeitraum ein ausführlicher Bericht Platz finden.

Unter Führung des Oberbrandmeisters H. Ehlers wurde im Dezember 1936 den Kameraden Otto Lohmann, Erich Otte I und Otto Schaper das Feuerwehrverdienstabzeichen verliehen. Im Juni 1938 mußte unsere Wehr beim hiesigen Gemeindehause und im Oktober beim Barackenbrand des Arbeitslagers Wedtlenstedt eingesetzt werden.

Vor große und schwere Aufgaben wurde die Wehr durch den 2.Weltkrieg gestellt, der zugleich auch mancherlei Umwandlungen innerhalb der Wehr zur Folge hatte.

So wurde im März 1941 die Aufstellung einer Pflichtfeuerwehr für alle männlichen Einwohner der Gemeinde vom 17. - 65. Lebensjahre vorgenommen. Durch Luftschutz und Großluftschutzübungen wurde die Schlagkraft der Wehr erprobt und hierbei von dem Kreiswehrführer Helmke das Kriegsverdienstkreuz an folgende Kameraden verliehen: Obertruppführer Rautmann, Haupttruppführer Albert Thörmann, Haupttruppführer Otto Lickefett I. Der immer häufiger auftretende Alarm bei Fliegergefahr rief die Wehr sehr oft auf den Plan, bis leider bald und allzu oft der Bombenkrieg unsere Arbeit an den verschiedensten Stellen dringend erforderlich machte. Nicht nur in unserem Orte selbst, sondern auch in Stadt und Land, der näheren und weiteren Umgebung, wie in Hannover, Braunschweig, Hildesheim, Völkenrode, Timmerlah, Waggum usw. mußte die Wehr in mehr als 30 Fällen zuweilen in 2 bis 3 tägiger Arbeit eingesetzt werden.

Die schwerste und zugleich wohl auch die bitterste Arbeit stellte der 29. Februar - der Schreckenstag von Lamme -. Bei sehr nebeligem Wetter ertönte plötzlich 11,15 Uhr die Sirene und kündete das Herannahen feindlicher Flieger an. Durch den Einsatz der in der Nähe von Broitzem aufgestellten Flakbatterie änderten die Flugzeuge ihren Kurs, überflogen unser friedliches Dorf und belegten es mit unzähligen Brand- und Sprengbomben. Das Grundstück Nr.17 (Voges) wurde restlos, das Grundstück Steinmeier teilweise durch Spreng- bzw. Brandbomben zerstört. Die Schule, die Gehöfte von H. Otte, Gerhard Bratherig, W. Thörmann und mein Arbeiterhaus, sowie ein Teil des Wohnhauses von Steinmeier wurden mit Brandbomben stark bedacht, aber Dank des schnellen Einsatzes der eigenen, sowie benachbarter Wehren konnte das Feuer auf seinen Herd beschränkt werden, Vor allem blieben die Wohnhäuser teilweise erhalten. Leider hat die Gemeinde, sowie die Wehr durch Bomben den Verlust von folgenden 6 Personen zu beklagen:

1.      Frau Helene Voges, 53 Jahre

2.      deren Großsohn Albert Gebhard, 12 Jahre

3.      ihr Schwager Otto Lüneburg, 47 Jahre

4.      Tochter Wilma Lüneburg, 18 Jahre

5.      ihr Freund, ein unbekannter Soldat

6.      unser langjähriger Schriftführer Erich Meier, 49 Jahre

ferner verunglückten bei diesen unheilvollen Angriffen die Schwiegertochter von Frau Voges, Frau Christa Voges, die schwer verletzt unter den Trümmern hervorgezogen wurde. Auch der Landwirt Hennig Otte hat bei seinem Hofbrande einen schweren Knöchelbruch erlitten. Erfreulicherweise haben die beiden Verunglückten ihre Gesundheit wieder erlangt. Volle acht Tage haben sämtliche Kameraden beim Löschen, Aufräumen und bei Brandwachen pflichtgetreu ihren Dienst getan. Wenn auch unsere Feuerwehr nach Beendigung des unheilvollen 2. Weltkrieges nicht mehr so häufig alarmiert worden ist, so war unsere Hilfe doch nötig im April 1946 beim Brande der Schweinemästerei Raffturm und im Juli 1947 in Wedtlenstadt, um beim Brande Lühr tatkräftig und mit vollen Erfolge einzugreifen.


 

Auszüge aus der Festschrift anlässlich des 125-jährigen Bestehens 1999


Der Kreis-Komunal-Verband Riddagshausen Vechelde wies 1902 für die Ortschaft Lamme : 329 Einwohner, 46 Wohnhäuser, 40 Mann freiwillige Feuerwehr und 22 Mann Ordnungsmannschaft aus.


Zur Verfügung standen: 1 fahrbare Spritze mit Saugwerk, 1 fahrbare Spritze ohne Saugwerk und 90 m Druckschläuche.

Die Fa. G.A. Fischer, Görlitz lieferte mit Rechnung vom 25.06.1936 eine Kleinmotorspritze "Retterin", Fahrgestellnummer 4192, mit eschernen Holzspeichenrädern und einer Continental-Elastik-Bereifung, zu einem Nettopreis von 4037,87 Reichsmark.

Während des zweiten Weltkriegs wurden die Feuerwehrmänner aus Lamme sogar in Hildesheim und Hannover eingesetzt.

Am 29.02.41 wurden während eines Bombenangriffs in Lamme 6 Menschen getötet und mehrere verletzt. Gerade in den Kriegsjahren ist von der Lammer Wehr übermenschliches gefordert worden, denn die Feuerlöschgeräte entsprachen noch nicht den technischen Vorstellungen und die andauernden Einsätze gingen an die körperliche Substanz.

Lange nach Kriegsende wurde für 1400,- DM ein Ford Transit, Baujahr 57, beschafft und von den Kameraden der FF als TSF neu aufgebaut. Am 10.10.64 wurde ein TSF (VW), von den Kameraden aufgebaut und in Dienst gestellt. Die FF stellte am 16.02.66 einen Antrag auf Neubeschaffung eines Fahrzeuges. Die Finanzierung sah vor, dass die Landesbrandversicherungsanstalt 5000,-DM, der Landkreis 5000,-DM, aus dem Feuerschutzaufkommen 6000,-DM, aus dem Zentralfond 3000,-DM und von der Gemeinde 8320,-DM gezahlt wurden. Somit konnte am 21.01.1967 ein LF 8 in Dienst gestellt werden. Dieses Fahrzeug wurde erst nach 21 Jahren durch unser heutiges Fahrzeug ersetzt. Es wurde danach noch 6 weitere Jahre als MTW genutzt, bevor es 1996 endgültig außer Dienst gestellt wurde.

Am 05.04.1968 brannte die Scheune des Landwirts Rudolf Rautmann nieder. Der Schaden belief sich auf mehrere hunderttausend DM. Der Einsatz war teilweise lebensgefährlich, weil immer wieder Dachziegel, Dachgebälk und brennende Sparren herabstürzten. Wie Brandrat Dipl.-Ing. Jeschke von der Berufsfeuerwehr Braunschweig der Braunschweiger Zeitung berichtete, ging die Freiwillige Feuerwehr Lamme taktisch richtig und mit großer Umsicht vor. So konnten wenigstens Stallgebäude und Wohnhaus gerettet werden.